“Ein Tag, der sich schon nachts ankündigt!“
- Schon in der Nacht lag es wieder in der Luft, dass dieser Sonntag kein Tag wie jeder andere werden würde.
- Ich habe mich noch einmal an das Anschreiben an die Heimleitung des Kreises Düren gesetzt, habe jedes Wort überarbeitet, geschliffen und präzisiert, weil ich mittlerweile wirklich die Schnauze voll habe von hier.
“Irgendwann ist auch bei mir eine Grenze erreicht.”
- Dazwischen habe ich E-Mails geschrieben, beantwortet, Formulierungen verworfen und neu angesetzt.
- Immer wieder lief nebenbei Streaming-TV, weil das im Grunde das Einzige ist, was mir geblieben ist – neben dem Schreiben, dem Plaudern mit Petra und dem täglichen Nerven mit dem Personal.
- Nicht zu vergessen die Küche, die morgens mit Lärm und Dauerbetrieb loslegt, als gäbe es keinen anderen Zeitpunkt dafür.
“Morgenstunden zwischen Gesprächen und Plastikfolien”
- Gegen 8 Uhr habe ich dann mit Petra geplaudert, später mit Freundinnen und Freunden auf Facebook lustige Videos angeschaut.
- Und man glaubt es kaum, das Frühstück kam tatsächlich pünktlich.

- Es gab für jeden eine Tasse schwarzen, heißen Kaffee, was an sich schon positiv ist.
- Doch kaum stand der Teller vor mir, war es wieder da, dieses leidige Thema:
Plastikfolie.

- Der Teller war erneut luftdicht in Folie eingepackt.
- Plastikfolie ist aus Umweltsicht problematisch, weil sie aus Erdöl hergestellt wird, kaum recycelbar ist und oft nach einmaligem Gebrauch im Müll oder schlimmstenfalls in der Natur landet, wo sie Jahrzehnte bis Jahrhunderte braucht, um sich zu zersetzen.
Noch kritischer wird es, wenn es um Lebensmittel geht, insbesondere um warme Speisen.
- Unter der luftdichten Folie entsteht schnell ein feuchtwarmes Klima, ein idealer Nährboden für Bakterien.
- Wärme, Feuchtigkeit und Sauerstoffarmut sorgen dafür, dass sich Keime deutlich schneller vermehren können, was nicht nur den Geschmack, sondern auch die Bekömmlichkeit beeinträchtigt.
“Aluminiumfolie, Oxidation und das warme Frühstück”
- Zum Frühstück gab es zwei halbe frische Brötchen, die zuvor warm waren und in Aluminiumfolie steckten.
- Aluminiumfolie wirkt auf den ersten Blick praktisch, ist aber ebenfalls problematisch.
Aluminium kann sich bei Kontakt mit warmen, salzigen oder sauren Lebensmitteln teilweise lösen.
- Dieser Prozess wird durch Wärme beschleunigt und durch Oxidation begünstigt, also durch die Reaktion des Metalls mit Sauerstoff.
- Dabei können Aluminiumionen ins Essen übergehen.
- Eingepackte warme Lebensmittel können unter Aluminiumfolie zudem schneller schlecht werden, weil die Wärme eingeschlossen wird, während gleichzeitig Kondenswasser entsteht.
Auch hier entsteht ein Milieu, das mikrobielles Wachstum fördert.
- Aluminium steht außerdem im Verdacht, bei regelmäßiger Aufnahme gesundheitlich belastend zu sein, weshalb es für warme Speisen grundsätzlich ungeeignet ist.
“Ein Frühstück mit Licht und Schatten”

- Ein halbes Brötchen habe ich mit guter Butter bestrichen und mit holländischem Gouda sowie gekochtem Schinken belegt.
- Das zweite halbe Brötchen bekam eine dicke Scheibe Mettwurst ab, die so stark gekühlt war, dass sie sich – wie in den letzten Tagen auch die Teewurst – kaum vernünftig verstreichen ließ.
Und dann kam wieder der sonntägliche Übeltäter aus Aluminiumfolie:
“Ein warmes, frisches Ei.”
- Ich habe es halbiert und mit Salz, Pfeffer und Maggi verfeinert.

- Geschmacklich war es gut, aber allein der Gedanke an die Folie nimmt einem schon einen Teil der Freude.
“Pflege, Gespräche und leise Gedanken”
- Unmittelbar nach dem Frühstück fand die Pflege statt.
- Ich habe wieder mit Petra geplaudert, und so süß die Enkelin wirklich ist, sie kann manchmal nerven, wenn sie Petra ständig ins Wort fällt.
- Aber das ist eben ihre Welt, und trotzdem hat man sie einfach lieb.
Währenddessen gingen mir viele Gedanken durch den Kopf.
- Ich musste an meine Zeit als Berufskraftfahrer und Kraftverkehrsmeister denken, daran, wie schön diese Touren gewesen sind.
- Es war das Geilste, was ich je im Leben erleben durfte, und es war von einem Tag auf den anderen vorbei.
Ich habe die Strecken geliebt, von Deutschland nach Spanien, weiter bis nach Portugal.
- Und wenn dann Leute sagen, das sei doch keine harte Arbeit, man halte ja nur ein Lenkrad fest und sitze den ganzen Tag herum, dann kann ich nur sagen:
- Macht diesen Job selbst, dann wisst ihr, was wir jeden einzelnen Tag leisten.
- Was meint ihr warum so viele Fahrerinnen und Fahrern so früh aus dem Beruf ausscheiden
“Mittagessen und Respekt vor der Küche”
- Irgendwann ging auch dieser Vormittag vorbei, und es gab tatsächlich wieder pünktliches Mittagessen.
- Auch wenn ich oft über die Küche meckere, muss ich ehrlich sagen, dass sie trotzdem einen wirklich guten Job macht.

- Es gab eine fantastische Tasse heiße Suppe mit vielen Kräutern, Gewürzen, Nudeln und Eierstich.

- Als Hauptgericht kam eine dicke, saftige Scheibe gut geschmortes Rindfleisch in einer großartigen Soße, dazu knackiger Rosenkohl und vier Kartoffelkroketten.
- Kartoffelkroketten lassen sich im Grunde aus mehlig gekochten Kartoffeln herstellen, die man noch heiß durch eine Presse drückt, mit Eigelb, etwas Butter, Salz und Muskat vermengt, zu kleinen Rollen formt, paniert und anschließend in heißem Fett goldgelb ausbackt.

- Als Dessert gab es einen gut gekühlten Becher Sahne-Schokopudding, genau richtig nach diesem Essen.
“Nachmittagsschlaf und ein Anruf aus der Ferne”
- Direkt nach dem Mittagessen konnte ich schlafen, und das muss man ausnutzen, wenn es geht.
- Gegen 16 Uhr wurde ich wach, weil mein Schwiegersohn in spe anrief und einfach wissen wollte, wie es mir geht.
- Da ich endlich wieder einen vernünftigen Computer habe, hat das Skypen richtig Spaß gemacht.
- John hat sich schweren Herzens vom Haus in Houston getrennt und beginnt irgendwo anders ein neues Leben, und ich gönne es ihm von Herzen.
Er ist als Elitesoldat in der US-amerikanischen Armee auf einem Flugzeugträger stationiert.
- Welcher Träger das ist und wo sie sich gerade befinden, darf er mir natürlich nicht sagen, und das respektiere ich auch.
“Abendessen und kleine Alltagspläne”
- Der Nachmittag verging schnell, und ich habe relativ wenig mit Petra geplaudert.
Man hat mich aber nicht vergessen, denn um 18:15 Uhr kam das Abendessen.

- Es gab eine Schnitte frisches Weißbrot.
- Eine Hälfte habe ich mit zwei Scheiben gekochtem Schinken belegt, die andere Hälfte mit gut gekühlter Pfirsich Marmelade bestrichen und mit zwei Scheiben Cheddar abgedeckt.
- Als Basis diente natürlich Kerrygold Butter aus meinem eigenen Bestand.
- Sehr wahrscheinlich werde ich der älteren Dame am Montag Bescheid sagen, dass sie für mich noch einmal einkaufen geht, vorausgesetzt natürlich, sie hat Zeit.

- Dazu gab es wie jeden Abend eine gut gekühlte Dose Buttermilch, dieses Mal mit Pfirsichgeschmack.
“Gedanken an die Nacht und ein klares Fazit”
- Was der morgige Tag bringt, weiß ich nicht, und ich lasse mich überraschen.
Ich freue mich aber jetzt schon auf die kommende Nacht, wenn ich mit der süßen Pflegerin skypen kann.
- Sie hat irgendetwas Besonderes mit mir vor und natürlich nicht verraten, was es ist.
- Auch wenn der Tag insgesamt relativ gut verlaufen ist, kann ich trotzdem jedem, der Vater oder Mutter in ein Alten- oder Pflegeheim geben muss, nur dringend davon abraten, sie der Firma Schuch GmbH anzuvertrauen.
Wie ich seit Wochen schreibe, ist man hier nur eine Nummer im System.
- Von echter Pflege, Anstand und Empathie hat man hier erschreckend wenig Ahnung.
Das Personal ist bis auf eine Pflegerin zwar oft gut drauf und gut gelaunt, doch die Fluktuation ist hoch.
- Eine hohe Fluktuation bedeutet, dass viele Mitarbeiter das Unternehmen in kurzer Zeit wieder verlassen und ständig neue Kräfte kommen.
- Das ist meist ein Zeichen für schlechte Arbeitsbedingungen, Unzufriedenheit oder strukturelle Probleme – und genau das spürt man hier jeden einzelnen Tag.

Da kann man ja froh sein, das da einige feste Pfleger / Pflegerinnen noch da sind, und gute Laune verbreiten, indem sie ihren Patient einfach mal mit Guten Morgen Schatz anreden.