Der Tag begann, wie er hier leider fast immer beginnt:
- Mit Krach, Radau und einer Lautstärke aus der Küche, die ihresgleichen sucht.
Schon um 6:30 Uhr scheppert und klappert es so, als würde eine Baustelle direkt im Pflegeheim eröffnet.
- Niemand nimmt Rücksicht, niemand scheint zu verstehen, dass andere Menschen vielleicht noch schlafen möchten.
- Diese Rücksichtslosigkeit bringt mich jeden Morgen aufs Neue zur Weißglut.
- Heute habe ich meinen Frust wieder einmal lautstark in Richtung Küche gebrüllt – und doch, wie so oft, verhallte es wirkungslos.
- Es ist eine Respektlosigkeit, die mich innerlich zerfrisst.
Und trotzdem:
- Kaum steht der erste Kaffee auf dem Tisch, beruhigt sich etwas in mir.
- Dieser tiefschwarze, aromatische Kaffee hat eine Kraft, die mich immer wieder überrascht.
Dazu das Frühstück – frisches Weißbrot vom Bäcker, die gekühlte Mirabellenkonfitüre, der Holländer Käse, der Schinken mit Löwensenf – einfache Dinge, die aber mit Sorgfalt vorbereitet werden.
- Hier zeigt die Küche, dass sie ihr Handwerk versteht, und dafür habe ich nichts als Respekt.
Auch später, bei der Erbsensuppe mit Rindfleischstreifen, und abends beim Surfleisch in feiner Essigsauce, wurde mir wieder klar:
- Kulinarisch liefert die Küche ab.
- Die Qualität, die Frische, die Liebe zum Detail – das verdient Anerkennung.
Ganz anders sieht es bei den Umzugsunternehmen aus.
- Seit Wochen warte ich auf die versprochenen Kostenvoranschläge, doch nichts kommt.
- Keine Rückmeldung, kein Fortschritt, nur Bla Bla Bla …
- Für mich ist das nicht nur eine Unverschämtheit, sondern eine bittere Enttäuschung.
Morgen werde ich den beiden Firmen eine letzte Frist setzen – und wenn auch dann nichts geschieht, suche ich mir neue Unternehmen.
- Wer mich so lange hinhält, hat meinen Respekt verspielt.
Abends, bei einer Tasse Cappuccino, habe ich wieder an meine Zeit als Berufskraftfahrer gedacht, an die fast vierzig Jahre, die ich international unterwegs war.
- Harte Arbeit, zwei gescheiterte Ehen, und doch auch schöne Erinnerungen an die Südländer Italien, Spanien und Portugal.
Am stärksten aber bewegt mich noch immer die Erinnerung an meine Tochter Samantha, die im letzten Jahr verstorben ist.
- Ich bin stolz, dass ich ihr den Weg nach Houston, Texas, ebnen konnte, wo sie Jura studierte und ihre eigene Kanzlei aufgebaut hat.
- Ihr damaliger Lebensgefährte hat nach ihrem Tod Größe und Anstand bewiesen, indem er mir 50 Prozent des Verkaufserlöses ihres Eigentums anbieten wollte.
- Ich habe das abgelehnt, doch sein Verhalten verdient meinen tiefsten Respekt – es war ein Zeichen seiner Liebe zu ihr und auch seiner Achtung mir gegenüber.
Heute stehe ich trotz allem da, angewiesen auf die Entscheidungen deutscher Behörden, weil ich zu wenig Rentenbeiträge geleistet habe.
- Dementsprechend würde auch kein Cent mehr zur Verfügung stehen!
- Doch die Erinnerungen an Samantha und die Haltung ihres Lebensgefährten geben mir Kraft.
Und trotzdem:
- Ich bin verzweifelt.
- Die Zustände hier, das ewige Warten, die fehlende Pflege – all das zermürbt mich.
Deshalb habe ich beschlossen, morgen, am Sonntag, die Adipositas- und Herzklinik in Recklinghausen zu kontaktieren, damit sie mir bei der Suche nach einem Pflegeheim im Großraum Düsseldorf hilft.
- Es ist ein schwerer Schritt, aber notwendig, wenn ich endlich eine Perspektive und ein Stück Sicherheit zurückgewinnen will.
- Es ist nicht nur ein Versprechen, das ich meiner Partnerin gegeben habe, sondern auch mir persönlich!
Warum?
- Ich hatte heute Abend noch ein längeres Telefonat mit meinem langjährigen Freund Peter Maffay und er hat vor, mich im kommenden Jahr nicht nur in Düsseldorf zu besuchen, sondern auch bei der Zusammenstellung einer neuen Band behilflich zu sein!
