“Lärm, Liebe und leise Hoffnung!”
- Der Tag begann – wie so viele zuvor – mit einem Krach, der einem die Trommelfelle zerschneidet.
Noch bevor der erste Sonnenstrahl durch das Fenster fiel, tobte draußen schon wieder das morgendliche Chaos:
- Türen flogen, Stimmen schrien, irgendwer schob lautstark irgendetwas durch den Flur.
- Ich weiß nicht, wie oft ich es noch sagen muss, aber es ist einfach unerträglich.
Ich bin wütend.
- Wütend, dass Rücksicht hier ein Fremdwort ist.
- Wütend, dass der tägliche Start ins Leben jeden Morgen zur Nervenprobe wird.
Ein ACDC-Konzert mit dem Gitarristen Angus ist ein entspannter Abendspaziergang dagegen.
- Und doch – ich halte durch.
Denn ich weiß:
- Dieser Zustand wird nicht ewig dauern.
- Bald ist es soweit.
- Ich habe meine Unterlagen fast vollständig zusammen, und dann ziehe ich endlich um – ins Haus Brina in Düsseldorf.
- Allein der Gedanke daran gibt mir Kraft.
Vorfreude macht sich breit, jedes Mal, wenn ich daran denke:
- Eine neue Umgebung, mehr Ruhe, neue Möglichkeiten.
- Eine Wohnung, die meinen Bedürfnissen wirklich entspricht, ein Umfeld, das nicht aus Lautstärke und Krach, sondern aus Respekt und Miteinander besteht.
- Das wird mein Neustart.
- Und ich kann es kaum erwarten.
- Leider werde ich das tolle Personal in Nideggen vermissen.
- Doch bevor es soweit ist, beginnt der Tag wie immer mit dem Frühstück – und das war heute, trotz allem, wieder gut.
Eine heiße, starke Tasse schwarzer Kaffee – mein persönliches Antiserum gegen den Irrsinn draußen.
Dazu zwei halbe Brötchen, eins mit Margarine und gut gekühlter Leberwurst, das andere mit Marmelade.
- Und zwei schön temperierte Scheiben Käse.
- Es sind die kleinen Dinge, die man schätzen lernt, wenn drumherum alles tobt.
- Und die Küche, das muss ich sagen, gibt sich Mühe – das verdient Anerkennung.
- Nach dem Frühstück dann die Pflege.
Und in diesen Minuten wird mir jedes Mal aufs Neue bewusst, wie sehr mir etwas – oder besser:
- Jemand – fehlt.
- Ich habe mich nicht in eine Pflegerin verliebt.
- Sondern in eine Frau.
- In eine Mutter.
- In eine Seele, die mich gesehen hat.
- Ihre Nähe war mehr als professionell – sie war warm, echt, berührend.
- Ihre Art, sich zu bewegen, zu sprechen und mich anzuschauen – das hatte Tiefe.
- Ich vermisse ihre Augen.
- Und auch Sinnlichkeit.
- Ich vermisse das.
Ich vermisse sie.
Und ich vermisse die Kinder, die mit ihrem offenen, liebevollen Wesen so schnell einen festen Platz in meinem Herzen eingenommen haben.
- Ich denke jeden Tag an sie – mit Fürsorge, und Liebe, mit dem Wunsch, für sie da zu sein.
Trotz aller Gedanken habe ich mich an die Arbeit gemacht und einen Beitrag veröffentlicht – über ein Thema, das viele nicht einmal denken wollen:
- Masturbation im hohen Alter.
- Sexualität bei Menschen über 60 – ein Tabuthema, dabei doch so menschlich.
Es betrifft Menschen, die dieses Land nach dem Krieg wieder aufgebaut haben, und doch hört man kein Wort darüber.
- Ich schreibe darüber, weil es gesagt werden muss.
- Weil es Würde bedeutet, weil Schweigen manchmal grausamer ist als alles andere.
Zum Mittagessen dann wieder ein kleines Highlight:
- Es gab eine feine, pürierte Erbsensuppe mit frischen Kräutern – ein wohliger, fast nostalgischer Geschmack.
- Danach zarte, gebratene Hühnerbrust mit Mais und roten Bohnen in einer pikanten Sauce.
- Dazu etwas Reis, den ich diesmal nicht ganz geschafft habe.
Und zum Abschluss:
- Gekühlte Pfirsiche im eigenen Saft – fein geliert, fruchtig, erfrischend.
Ich muss sagen:
- Die Küche macht hier wirklich täglich einen guten Job.
- Und das sollte man loben, gerade in einem Umfeld, das sonst oft so lieblos wirkt.
- Am Nachmittag habe ich etwas getan, worauf ich mich fast schon gefreut hatte.
Telefoniert:
- Mit der Pflegekasse.
- Mit der Krankenkasse.
- Und mit der Behörde wegen der Aufstockung meiner Rente und dem anstehenden Umzug.
Und auch wenn Bürokratie oft mühsam ist – diesmal hatte ich bei jedem dieser Gespräche ein inneres Lächeln.
- Denn es bringt mich Schritt für Schritt näher an Düsseldorf.
- Näher an mein neues Zuhause.
- Näher an Ruhe.
- Ich bin dankbar für jeden Fortschritt – und freue mich auf das, was kommt.
Nach den Telefonaten gönnte ich mir zwei gut gekühlte Becher Frucht – Buttermilch – Erdbeere und Aprikose.
- Ein stiller Abschluss für einen lauten Tag.
Und am Abend schrieb ich ihr noch eine kurze Nachricht – einfach „Gute Nacht“.
- Ohne große Worte, aber mit Gefühl.
- Ich nehme mich gerade bewusst zurück – nicht, weil meine Liebe schwächer wird, sondern weil sie stark genug ist, um ihr Luft und den nötigen Freiraum zu lassen.
Was der Dienstag bringt, weiß ich nicht.
- Aber ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
- Dass ich bald in Düsseldorf im Haus Brina ankommen werde.
- Und dass ich dann, wenn die Türen endlich nicht mehr knallen, meine wieder öffnen kann – für Neues.
- Für Frieden.
Und für ein Leben, in dem Liebe, Fürsorge und auch Nähe wieder Platz haben dürfen.
Schritt für Schritt geht es in eine neue Zukunft …