Dienstag, 24.06.2025

Laut genug für die Wahrheit?

  • Eigentlich fange ich alle Beiträge so an:
  • Mein Name ist Jakob Diener, ich bin freiberuflicher Redakteur!

Gott sei Dank! Heute war es endlich mal wieder laut.

  • Ja, richtig gelesen.
  • Ich feiere den Lärm, weil er mir die Erleichterung gebracht hat, dass sie – die Außerirdischen oder was auch immer da rumgeschlichen ist – weg sind.
  • Denn in der Zeit, in der dieses seltsame, leise Etwas hier war, hat sich alles falsch angefühlt.
  • Unheimlich. Totenstill.
  • Und das ist unsere Küche sonst nicht.
  • Normalerweise scheppert’s, klappert’s, schreit jemand durch den Flur – das ist das Leben.
  • Heute war’s wieder menschlich. Gottverdammt menschlich.

Zumindest auf das Frühstück war mal wieder Verlass.

  • Eine halbe Schnitte Weißbrot mit Butter, Erdbeermarmelade – und Käse drüber.
  • Klingt nach Küchenexperiment, war aber irgendwie okay.
  • Die andere mit Butter und gut gekühlter Schinkenwurst – heute ohne Senf, und das ganz bewusst.
  • Ich hatte einfach keinen Nerv dafür.

Irgendwas in mir hat schon beim Aufstehen geschrien:

  • Heute wird es anders.
  • Heute passiert was.

Und wenn ich eins im Leben gelernt habe:

  • Mein Bauchgefühl täuscht mich nie.

  • Als dann auch noch zur Tasse Kaffee eine eiskalte Fruchtbuttermilch auf dem Tisch stand, wusste ich:
  • Der Tag zieht durch.
  • Aber wie.

Vormittags dann das Übliche – Beiträge schreiben, Zeug veröffentlichen, durch die sozialen Netzwerke treiben und ein paar Leute auf die Palme bringen.

  • Ob Freunde, Ex-Fahrerinnen oder Fahrer, oder Parteikollegen – irgendjemand kriegt es immer ab.

Nicht bös gemeint, aber wer mich kennt, weiß:

  • Ich kann nerven.
  • Und ich tue das auch mit Überzeugung.
  • Irgendwer muss ja was sagen, wenn alle anderen schweigen.
  • Mittag. Essen.

Und wie immer der gleiche Mist:

  • Man serviert mir Portionen, als hätte ich drei Mägen.
  • Hallo?
  • Ich habe eine Magenverkleinerung – und das nicht zum Spaß, sondern weil es medizinisch nötig war!

Und trotzdem klatscht man mir wieder einen Berg auf den Teller.

  • Aber immerhin war der Kartoffelsalat richtig gut, und die beiden Filets – ja, die waren auf den Punkt.

Die Krönung:

  • Zigeunersoße.
  • Genau mein Ding.

  • Danach ein Vanillepudding mit Sahne – solide, nicht mehr, nicht weniger.
  • Himmlische Wesen lasse ich heute mal außen vor.
  • Wenn ich denen zu viel Aufmerksamkeit schenke, stehen die wirklich noch hier auf der Matte – und ganz ehrlich, dafür bin ich noch nicht bereit.
  • Nicht heute. Nicht jetzt.

Dann der Pflege-Super-GAU. Eigentlich war nach dem Mittag alles klar:

  • Pflege sollte kommen.
  • Aber: nix.
  • Stattdessen bin ich vor Erschöpfung weggedämmert.
  • Nach einer beschissenen Nacht ohne Schlaf auch kein Wunder.
  • Als ich wieder wach wurde – immer noch niemand da gewesen.

Was für ein Laden!

  • Ich hab dann den Rufknopf gedrückt, was soll man sonst tun?
  • Und ja, ich hatte mal richtig Stress mit einer Pflegerin von polnischer Herkunft.
  • Wer mein Tagebuch liest, kennt die Geschichte.

Aber wir haben uns ausgesprochen.

  • Ich hasse Streit. Immer schon.
  • Und ich gehe dem aus dem Weg – außer, es geht nicht anders.

Heute kam ihre Tochter – neu im Job – mit einer Praktikantin.

  • Beide nett, aber halt auch völlig unerfahren.
  • Ich habe ihnen erklärt, wie es bei mir laufen muss.
  • Kein Problem. Ich weiß, wie’s ist, wenn man neu ist.

Ich war auch mal Rettungssanitäter.

  • Und als ich das erste Mal in ein Pflegeheim kam, wusste ich sofort:
  • Das ist nichts für mich.
  • Keine Chance.
  • Ich bleib im Rettungsdienst.

Aber trotzdem – Respekt, wer diesen Job macht.

  • Wenn er gemacht wird.
  • Und man wird nicht vergessen.

Die Kinder.

  • Sie gehen mir nicht aus dem Kopf.
  • Warum? Keine Ahnung.

Vielleicht, weil ich heute etwas bei WhatsApp gesehen habe, das mich innerlich zerrissen hat.

  • Ich sag nichts dazu.
  • Ich bin ein Mann mit Haltung und Prinzipien.
  • Und ich weiß, dass die Mutter das hier lesen wird.

Und sie soll wissen:

  • Ich weiß Bescheid.

Ich weiß alles. Aber ich verzeihe.

  • Weil meine Gefühle echt waren.
  • Auch wenn das nicht mehr zählt.

Nachmittags:

  • Arbeit, Schreiben, Nachdenken.
  • Und ehrlich?

Ich bin derzeit so scheiße drauf, dass mir manchmal keine besseren Worte einfallen.

  • Ich habe einfach die Schnauze voll.
  • Und dann – Abendessen.

Oder soll ich sagen:

  • Die absolute Frechheit des Tages.
  • Man hat mich schlafen lassen.
  • Gut. Kann passieren.

Aber dann serviert man mir kalte, labbrige Pommes – und einen eklig kalten Gulasch.

  • Was soll das?
  • Ich hab den Dreck zurückgeschickt.
  • Ganz ehrlich.
  • Ich bin kein Hund.
  • Für später hab ich mir dann einen gemischten Salat aufgehoben.

  • Und den Apfelmus.

Und die eiskalte Buttermilch steht auch noch da.

  • Wenigstens etwas.

Früher – bei einer bestimmten Pflegerin – wäre das niemals passiert.

  • Und ich sage das nicht nur so.
  • Ich weiß es einfach.
  • Ich spüre das.

Und heute Abend?

  • Wieder diese Gedanken.
  • Wieder die Kinder.

Und dann Omas Stimme im Kopf:

  • „Jacky, du bist groß.
  • Du bist erwachsen.
  • „Du musst damit leben.“
  • Und sie hat recht.

Ich werde bis zum letzten Atemzug alleine bleiben.

  • Ich will das sogar.
  • Dann werde ich wenigstens nicht mehr enttäuscht.
  • Zwei Herzinfarkte reichen.
  • Ein Dritter bringt mich um.

Und vielleicht ist das auch gut so.

  • Ich bin so lange allein – dann kann ich auch den Rest noch überstehen.
  • Was morgen passiert?
  • Keine Ahnung.
  • Ist mir auch egal.

Nicht, weil ich aufgegeben habe.

  • Sondern weil ich nichts mehr erwarte.
  • Als meine beiden Töchter gestorben sind, ist die Welt stehen geblieben.

Für mich. Seitdem ist das Leben einfach nur noch eine verdammte verfickte Prüfung.

Eine ständige Ohrfeige.

Und nein, das ist keine Übertreibung.

Morgen?

Mal sehen, wer mich von der Küche aus wieder fertig macht.

Mal sehen, ob die Pflege sich morgen blicken lässt.

Mal sehen, ob das Frühstück warm ist.

Oder das Mittagessen essbar.

Und was sie sich morgen Abend wieder ausdenken, um mich zu demütigen.

Mein Fazit:

Ich bin froh, wenn ich hier raus bin.

Nicht nur wegen der Zustände.

Sondern auch wegen der Erinnerungen.

Die fressen einen nämlich irgendwann auf.

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Ein Kommentar

  1. Es tut weh zulesen und Dir nicht helfen zukönnen …

    Wie ausser die Daumen drücken, das alles funktioniert, was Du in Angriff genommen hast…

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