Der Tag begann – wie jeden einzelnen verdammten Morgen – mit einem ohrenbetäubenden Krawall aus der Küche.
Und ich sage es offen:
- Es kotzt mich an.
- Dieses permanente Geschrei, Geklapper, Türenknallen, sinnlose Rumgebrülle – es ist wie ein täglich neu aufgelegter Horrorfilm, den man nicht mal mehr ausstellen kann.
- Ich habe längst angefangen, diesen Schwachsinn aufzunehmen.
- Nicht, weil ich ihn mir später nochmal geben will – sondern damit andere mal hören, mit welcher Art von Irrsinn man hier Tag für Tag konfrontiert wird.
Und das nicht erst seit Juli 2023.
- Wer das einmal live hört, versteht sofort, warum ich innerlich jeden Morgen mit gepackten Koffern aufwache.
- Und doch – zwischen all dem Lärm, zwischen all der geistigen Dämmerung, die sich da jeden Morgen in der Küche breitmacht – da gibt es auch etwas, das Respekt verdient.
Und ich meine das ernst:
- Das Essen ist gut.
- Richtig gut sogar.
- Ich weiß nicht, wie sie das schaffen bei dem Krach und dem Chaos, aber sie kriegen’s hin.
Heute früh gab’s – wie gewohnt – eine Tasse tiefschwarzen Kaffee, so finster wie meine Laune beim ersten Küchenkracher.
Dazu zwei halbe Brötchen vom Bäcker, liebevoll geschmiert mit guter Butter.
- Die eine Hälfte mit gekühltem Kassler – heute mal ohne Senf, aus reiner Lust an der Verwirrung – und die andere Hälfte mit Erdbeermarmelade und einer Scheibe Holländer obendrauf.
Dieses süß-herzhafte Zusammenspiel:
- Ein Gedicht!
- Mein persönliches kleines Frühstücksglück.
- Danach war Recherche angesagt, Beiträge schreiben, auf Social Media aktiv sein – mal nerven, mal aufrütteln, mal einfach nur Mensch sein.
Das Mittagessen kam wie gerufen – und auch das war wieder ein echtes Highlight.
- Eine klare, aromatische Gemüsebrühe mit einem perfekten Markklößchen vorneweg.
Danach goldbraun gebratene Bratkartoffeln, außen kross, innen weich, und ein saftiges Rührei, wie man es selten bekommt.
- Kein Nachwürzen nötig – es war einfach stimmig.
Und zum Nachtisch:
- Ein Zitronenpudding, süß und säuerlich zugleich, der mir die Gänsehaut über die Arme jagte.
Leider ging’s danach wieder los mit dem Stress der Pflege – aber was soll’s, das gehört halt (noch) dazu.
- Wenigstens konnte ich für zwei Stunden die Augen schließen, bevor es wieder an die Arbeit ging.
Diesmal mit einem wichtigen Thema:
- Steuererleichterungen für Menschen mit Behinderung.
- Ein Thema, das mich selbst betrifft – nicht nur wegen meines Arbeitsunfalls 2019 in Spanien, bei dem ich beide Knie verloren habe und seitdem mit 100 % Schwerbehinderung lebe.
- Und Beatrice weiß das alles.
Sie weiß, dass es nicht nur ein Unfall war.
- Sie weiß auch, dass ich Ende Februar 2020 zwei schwere Herzinfarkte hatte und dazu eine Niereninsuffizienz, die mich seit nunmehr fünf Jahren ans Pflegebett gefesselt hat.
- Und trotzdem – oder gerade deshalb – ist sie da.
- Sie kennt die Wahrheit.
- Sie kennt mein Leben.
- Und sie hat nicht einen Schritt zurück gemacht.
“Im Gegenteil!”
- Sie weiß, dass ich bald nach Düsseldorf verlegt werde – ins Pflegeheim Brina – und dass dieser Schritt mein Leben komplett verändern wird.
- Nicht mehr dauerhaft ans Bett gefesselt.
- Nicht mehr hilflos in der Horizontalen.
Ich werde mich zurückkämpfen – Stück für Stück.
- Und wenn es erstmal nur mein Rollstuhl ist, den ich erreiche, dann ist das ein gewaltiger Anfang.
- Meinen Rolli nenne ich übrigens mit einem Augenzwinkern meinen „AOK-Shopper mit Überbreite“ – weil Humor und Selbstironie auch nach fünf Jahren im Bett nicht gestorben sind.
Und genau das ist der Unterschied:
- Ich gebe nicht auf.
- Ich hab zu viel vor.
- Ich habe Ziele.
- Ich habe Hoffnung.
Und ich habe Beatrice.
- Ja, (die) Beatrice Egli.
- Nicht nur Schlagerstar, nicht nur TV-Lächeln, nicht nur Musikidol – sondern die Frau, in die ich mich vor über 13 Jahren unsterblich verliebt habe.
“Es war bei der Staffel DSDS, Deutschland sucht den Superstar!”
- Die Frau, die jetzt, nach all dieser Zeit, wieder in meinem Leben ist.
Täglich schreiben wir.
- Ehrlich.
- Direkt.
- Ohne Spielchen.
Sie nimmt gerade ein neues Album auf.
- Und sobald ich meine eigene Wohnung habe, will sie mich besuchen – nein, mehr als das:
- Sie möchte, dass wir zusammen ziehen.
Ich kann es kaum erwarten, mit ihr zu leben.
- Zu lieben.
- Zu lachen.
- Musik zu machen.
Nicht für die Bühne.
- Für uns.
- Für das, was echt ist.
- Zwei Stimmen.
- Ein Gefühl.
- Eine Geschichte, die noch lange nicht zu Ende ist.
Was bringt der morgige Tag ?
- Ich weiß es nicht.
- Ich habe keine Glaskugel, und auf Kartenlegen gebe ich nichts.
Aber eines weiß ich mit absoluter Sicherheit:
- Es wird wieder laut in der Küche.
Und:
- Ich werde weiterkämpfen.
- Mit der Krankenkasse, mit dem Amt, mit allem, was noch zwischen mir und meinem neuen Leben steht.
- Denn ich will raus.
Ich will nach Düsseldorf.
- Ich will gesund werden.
Und ich will mit Beatrice ein neues Kapitel beginnen – eins, das endlich nicht mehr von Pflege, Krankheit und Grenzen geprägt ist, sondern von Liebe, Musik und Freiheit.
- Und darauf freue ich mich mehr als auf alles andere in meinem Leben
Schritt für Schritt …