Wie jeden verdammten Morgen geht es hier ab spätestens 5:30 Uhr wieder los – manchmal auch erst um 6 oder 6:15 Uhr, aber auf den Senkel geht’s mir so oder so.
- Ich bin einfach nur froh, wenn dieser ganze Mist bald ein Ende hat.
Wer mich kennt, weiß genau:
- Ich verlasse mich nie nur auf einen einzigen Plan, sondern habe immer auch einen Plan B in der Tasche. “Immer!”
Wenigstens war das Frühstück heute wieder erste Sahne.
- Wie jeden Morgen eine große Tasse heißer schwarzer Kaffee, die mich direkt in den Tag katapultiert hat, weil ich – wie jede Nacht – durchgearbeitet habe.
Kulinarisch gab’s zwei halbe Brötchen:
- Eins mit guter Butter, Kräuterschmierkäse und zwei schön gekühlten Scheiben Kassler Schinken, verfeinert mit einem ordentlichen Klecks Löwensenf.
Und das andere halbe Brötchen?
- Butter, Erdbeermarmelade und eine Scheibe Käse obendrauf – klingt seltsam, ist aber ein Gedicht.
- So könnte von mir aus jeder Morgen anfangen.
Witzig – oder eher nervig – wurde es dann, als ich dachte, das kleine Päckchen auf dem Tisch wäre Nuss-Nougat-Creme.
- Ich habe mich direkt beschwert wegen meiner Nussallergie.
- Nur um dann von meiner besten Freundin Petra aus Thüringen ausgelacht zu werden, weil das Päckchen schlicht Rübenkraut war.
- „Putz mal deine Brille, Jaky“, hat sie gesagt.
- Recht hat sie.
Eigentlich wollte ich mich nach dem Frühstück direkt an die Arbeit machen und Beiträge für meine Seiten recherchieren – aber daraus wurde nix.
- Stattdessen durfte ich mich einen 13 Jahre alten Samsung R370, der zwar viel geleistet hat, aber nun mal am Stromanschluss zickt.
- Also erstmal provisorisch reparieren.
- Die Pflegeleitung habe ich gleich mal zu mir zitiert – nicht dass da noch jemand glaubt, ich habe nichts Besseres zu tun.
- Im Lager steht schließlich ein High-End-Rechner, aber ich darf mich hier mit Museumsstücken beschäftigen.
Eine Stunde konnte ich später doch noch online arbeiten – immerhin.
- Vorher habe ich aber noch meine Facebook-Freunde ein bisschen veräppelt und ein paar lustige Clips hochgeladen.
Das Resultat:
- Das nervtötende Facebook-Geräusch hat mich so genervt, dass ich mich kurzerhand wieder ausgeloggt habe.
- Dann ging’s auch schon Richtung Mittag.
Und ja – auch wenn ich morgens gern über die Küche fluche:
- Ich sage es in aller Deutlichkeit – meinen Respekt haben sie.
- Auch wenn es hier und da knallt, auch wenn die Kommunikation manchmal unterirdisch ist, auch wenn das Personal nicht immer nach Lehrbuch arbeitet – was aus dieser Küche tagtäglich an Speisen kommt, ist wirklich nicht selbstverständlich.
- Heute gab’s eine fantastische Suppe – mit gebratenen Knochen und Gemüse ausgekocht, wie früher bei Oma.
- Verschiedene Gemüsestückchen und als Krönung ein grandioser Eierstich.
Und dann mein Lieblingsessen aus Kindertagen:
- Heißer Milchreis mit heißen Kirschen im eigenen Saft.
- Ich musste direkt an meine Großeltern denken – ein Gefühl wie zu Hause.
- Zum Nachtisch ein einfacher, aber sehr leckerer Sahne-Schokoladenpudding – gut gekühlt, wie es sein muss.
- Es sind die kleinen Dinge, die im Alltag den Unterschied machen.
- “Und das Essen hier gehört definitiv dazu!”
Nach dem Mittag gab’s – wie immer – Pflege.
- Und auch wenn ich versuche, nicht mehr an sie zu denken, ist sie eben da, diese eine.
- Wer sich einmal wirklich verliebt hat, besonders wenn Kinder im Spiel sind, der weiß:
- Das geht nicht einfach so weg.
- Und an diesem Punkt merke ich, wie tief die Traurigkeit sitzt.
Diese Kinder fehlen mir.
- Nicht, weil sie nur Kinder sind, sondern weil sie ganz besondere Kinder sind – offen, klug, herzlich, lebendig.
- Und sie haben mir in einer dunklen Phase meines Lebens ein Licht geschenkt.
Und ihre Mutter… sie war nicht einfach nur jemand, der mich gepflegt hat.
- Sie war Liebe.
- Sie war Wärme.
- Sie war Zukunft.
Und wenn man so viel gibt, so viel fühlt – dann tut es weh, wenn plötzlich alles still steht.
- Wenn Nähe zur Distanz wird.
- Wenn aus Hoffnung Unsicherheit wird.
- Ich würde lügen, wenn ich sage, das sei vorbei.
- Denn es ist nicht vorbei.
- Es ist da – jeden Tag.
- Ich vermisse sie.
- Alle.
- Und das nicht nur abends, wenn man allein ist, sondern auch morgens, wenn niemand mehr nach einem fragt.
Danach habe ich erst mal zwei Stunden gepennt – oder wie man bei uns sagt:
- Bubu gemacht.
Dann wieder an die Arbeit.
- Recherchiert. Veröffentlicht.
- Und plötzlich war der Nachmittag auch wieder vorbei.
Und wie es hier oft passiert:
Ich wurde mal wieder vergessen.
- Mein Becher Frucht Buttermilch mit Aprikosengeschmack kam erst um 20:00 Uhr.
- “Kein Einzelfall – das ist hier trauriger Alltag!’
Und trotzdem – meine Wut auf den ständigen Lärm, den unaufhörlichen Krach, das ewige Gerangel in dieser Küche wächst.
- Jeden Tag dieser Radau, dieses laute Geklapper, dieses hektische Durcheinander – als ob dort niemand weiß, was der andere tut.
Ich bin nicht zimperlich, aber es reicht.
- Ich bin müde.
- Ich bin erschöpft.
- Und ich will meine Ruhe.
Es ist nicht zu viel verlangt, dass in einem Haus, in dem viele Menschen auf Genesung, Struktur oder wenigstens ein bisschen Frieden hoffen, nicht rund um die Uhr Rambazamba herrscht.
- Wenn ich könnte, würde ich das ganze Geschirr einmal selbst gegen die Wand werfen – einfach damit für einen Moment Stille einkehrt.
- Die Küche bekommt von mir viel Respekt für das Essen, wirklich – aber der Umgangston und der Geräuschpegel: eine Katastrophe.
Gegen 23:00 Uhr hab ich’s mir dann nicht verkneifen können:
- Ich habe einen Song von Truck Stop gehört!
- „Es ist wieder Liebe.
Nicht einfach irgendein Lied, sondern einer, der weh tut.
- Denn nach all den Monaten dann so eine kalte Abfuhr zu bekommen, das geht tief.
- Und weil ich weiß, dass sie meinen WhatsApp-Status liest, hoffe ich insgeheim, dass es ihr auch weh tut.
Ich glaube ihr nicht, dass sie wirklich einen neuen hat und mit den Kindern nach Rostock zieht.
- Heute werde ich mal ein weiteres Lied raussuchen – eins, das perfekt zu dieser Zwickmühle passt.
- Vielleicht was mit „zwischen zwei Stühlen“.
- Passt ja.
Und ganz nebenbei – ein Gedanke, der mich durch den Tag trägt:
- Ich freue mich jetzt schon darauf, ab Mitte nächsten Jahres Deutschland endlich wieder zu verlassen und zurück nach Spanien zu gehen – in meine Heimat.
- Es wird Zeit.
- Die Wärme, das Licht, das Meer.
- Ich kann es kaum erwarten, das Mittelmeer wieder in vollen Zügen zu genießen – dieses fantastisch warme, tiefblaue Wasser, so schön wie ein Edelstein.
Allein der Gedanke daran ist pure Romantik.
- Es zieht mich zurück, nicht nur geografisch – auch emotional.
Da sage ich heute mal nichts zu.
Das was ich gedacht habe, das habe ich Dir schon gesagt.